Als man vor 25 Jahren eine überlebensgroße steinerne Statue und reich ausgestattete Gräber aus der Keltenzeit am Glauberg fand, war dies eine archäologische Sensation. Die 1,86 Meter große und 230 Kilogramm schwere Statue vermittelt das bisher detailreichste Bild eines keltischen Herrschers des 5. Jahrhunderts vor Christus.
Die Steinfigur, der man den Namen „Keltenfürst von Glauberg“ gab, trägt eine Mistelkrone, einen Halsreif, einen Schild und eine Art Körperpanzer. Und: All diese Gegenstände — bis auf den Körperpanzer — wurden tatsächlich auch in einem Grab gefunden und können in der Keltenwelt am Glauberg bewundert werden.
FüDas beeindruckende Gebäude der Keltenwelt am Glauberg. | Fotos: Uta Böttcherr diese Saison wurde das Museum etwas umgestaltet, denn außer dem Keltenfürsten und den spektakulären Grabbeigaben, sind nun auch weitere Prunkstücke von Ausgrabungen aus der Region zu sehen. Unter dem Motto „Kelten Land Hessen“ präsentiert die Keltenwelt am Glauberg auf den kompletten 600 Quadratmetern des Museums einen Überblick über die zentralen Themen des keltischen Lebens.
Mit rund 500 Ausstellungsstücken wird der aktuelle Wissensstand rund um die Lebenswelt der Kelten, um Siedlungen, Landwirtschaft und Ernährung, Handwerk und Kunst, aber auch Waffen und Bestattung dargestellt. Viele der Objekte sind erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen. Selbstverständlich ist in der Ausstellung alles Gold was glänzt. Soll heißen: Wertvolle Schmuckstücke aus Gold, Silber und Bronze ziehen die Besucher in ihren Bann. Für Lars Corsmeyer vom Archäologischen Landesmuseum Keltenwelt am Glauberg sind aber so manche andere Stücke mindestens ebenso spektakulär.
„Für mich ist beispielsweise das Brot aus Bad Nauheim eines der Highlights unserer Ausstellung“, so Lars Corsmeyer im Gespräch mit dem UP Magazin. „Das liegt zwar wie ein hellgraues Etwas in der Vitrine, aber sieht man genauer hin, erkennt man unterschiedlich große Poren. Man hatte also vor zweieinhalbtausend Jahren bereits eine Hefe im Einsatz.“
Äußerlich ebenfalls nicht spektakulär, aber erstaunlich für die Keltenzeit ist auch ein weiteres Ausstellungsstück: ein schwarzer Tonring. „Dabei handelt es sich zweifelsfrei um einen Pessar. Archäologen haben diese Stücke bei Gräbern immer im Beckenbereich von Frauen gefunden.“ Offenbar hatten die Menschen vor zweieinhalbtausend Jahren schon den medizinischen Wissensstand, um mit diesen Ringen den Beckenboden zu fixieren und eine Senkung zu vermeiden. Ein Rasiermesser aus Eisen, Pinzette und Ohrlöffel lassen einen Blick auf keltische Hygieneartikel zu.
Eine weiter Besonderheit ist der bronzene Spiegel aus Hochheim. Er wurde 1932 im Weinberg per Zufall gefunden und ist von außergewöhnlich schöner Machart. Es gibt bisher nur vier ähnliche Spiegel aus dieser Zeit in ganz Europa. Dennoch war dieses Kleinod bisher noch nicht in einer größeren Ausstellung zu sehen.
Insgesamt bietet die Ausstellung einen Überblick über das Leben der Kelten, als um 800 v. Chr. ein Zeitalter nachhaltiger Veränderungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur begann – exemplarisch unterlegt mit den Funden aus Hessen. Auslöser war nicht nur die Einführung des neuen Werkstoffs Eisen, sondern auch die Intensivierung der Kontakte zwischen der keltischen Welt und dem Mittelmeerraum.
Schnabelkanne aus dem Grab des „Keltenfürsten“.So besitzt die wunderschöne Bronzekanne aus dem Grab des „Keltenfürsten“ etruskische Vorbilder und ist ein Meisterstück des frühkeltischen Metallhandwerks aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Zahlreiche Exponate widmen sich dem Schmuck, wie Hals- und Armringe aus Gold oder Bronze, verziert mit Perlen von der Ostsee oder roter Koralle aus dem Mittelmeer. Auch Gewandspangen, so genannte Fibeln, und Gürtelschließen waren nicht nur praktisch, sondern wurden auch als modisches Accessoir angesehen.
In verschiedenen Themenbereichen leitet die Ausstellung durch das Leben der Kelten. Man erfährt, wie das weiße Gold, nämlich Salz, gewonnen wurde und kann keltische Münzen bewundern, die auf Motiven aus Griechenland und dem römischen Reich beruhen. Und zum ersten Mal sind die Fundstücke aus dem Grab des „Keltenfürsten vom Glauberg“ in jener Anordnung zu sehen, wie sie gefunden und wie sie um 420 v. Chr. im Grab beigelegt wurden.
Keltenwelt am Glauberg, Am Glauberg 1, 63695 Glauburg,
Öffnungszeiten: Di–So 10–18 Uhr, Tel.: 0 60 41/82 33 00,
Internet: www.keltenwelt-glauberg.de