Mit Zinn verbindet man meist silbrig-graues Gebrauchsgeschirr, das vor allem bis ins 19. Jahrhundert genutzt wurde. Aber auch aufwendige Trink- und Schenkgefäße der Zünfte, Leuchter, Kannen und Schalen für die Kirche wurden aus diesem Metall hergestellt. Das Fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim widmet in diesem Jahr dem Zinn eine Ausstellung mit älteren, aber auch neueren Gegenständen und wirft einen Blick auf traditionelle Herstellung und Massenware.
Zum Großteil besteht die Sammlung des Fränkischen Freilandmuseums aus Gebrauchszinn fränkischer Haushalte. Das älteste Stück ist ein Teller, der Anfang des 17. Jahrhunderts in Salzburg gefertigt wurde. Darüber hinaus besitzt das Museum aber auch noch Gegenstände in modern anmutenden Formen des im Fahrwasser der Bauhausbewegung entstandenen Design-Zinns sowie historistisch geformte Gefäße aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ein regelrechter Zinn-Boom ist vor allem in den 1960er bis 1990er Jahren festzustellen. Vor allem im Bereich der industriell gefertigten Massenware war die Gestaltung von Serien üblich, die entweder ein stets gleiches Motiv auf unterschiedlich geformten Gegenständen wiederholten oder leicht variiert wiedergaben und so die Sammelleidenschaft anregten.
Auch diese oft in dunklen Wohnzimmerschrankwänden in Eichenholzoptik präsentierten Zinngegenstände spielen in Ausstellung und Begleitband mit integriertem Bestandskatalog eine Rolle. Ergänzt wird der Bestand durch hochwertige Leihgaben aus Privatbesitz. Die Besucher der Ausstellung lernen das Material und seine Verarbeitung kennen und können selbst als Zinnforscher tätig werden indem sie Meisterzeichen und Stadtmarken entschlüsseln. Thematisiert wird auch das aktuelle Geschehen: Das selten gewordene Handwerk des Zinngießers steht kurz vor dem Aussterben.
Die Macherin der Zinnausstellung SabiWalze statt Tapete: „Neu aufgerollt“ im Fränkischen Freilandmuseum. | Foto: Tobias OttDer Wandgestaltung in früheren Zeiten nimmt sich die Ausstellung „Neu aufgerollt – Bunte Muster von der Malerwalze 1920-1980“ an.
Figuren und Skurriles, Palmen für die Wohnzimmerwand, Winnetou fürs Kinderzimmer oder der röhrende Hirsch fürs Schlafzimmer – die gestalterischen Möglichkeiten von Struktur- und Musterwalzen sind schier unerschöpflich – und wurden lange Zeit auch genutzt.
Die Walzen kamen in den 1920er Jahren in Deutschland auf den Markt und noch in den 1970er Jahren waren die Walzenmuster als Wanddekorationen gefragt. Dann wurde sie endgültig von Tapeten abgelöst, obwohl ihre Vorteile auf der Hand lagen: Sie waren kostengünstiger, schneller anzubringen und man konnte auch unebene Flächen oder Dachschrägen sauber und exakt bearbeiten.
Die Ausstellung im Fränkischen Freilandmuseum gibt Auskunft über die Herstellung und die Technik der Aufbringung und präsentiert verschiedene Dekore. Im Sommer 2018 konnte das Fränkische Freilandmuseum rund 3.400 Walzen der Privatsammlung Romig übernehmen.
Gemeinsam mit Stücken aus der Sammlung Tobias Ott, zeigt das Freilandmuseum einen Querschnitt aus beiden Sammlungen.
Und: Die Ausstellung erzählt spannende Firmengeschichten der Hersteller und beleuchtet die Produktion und Herstellung. Farbenfrohe Muster und Gestaltungsmöglichkeiten werden ausführlich „aufgerollt“, aber auch Skurriles gibt es zu entdecken. An einer Ausprobierstation darf man selbst tätig werden.
Die Zinn-Ausstellung ist bis zum 15. Dezember, „Aufgerollt“ bis zum 22. September zu sehen. Das Fränkische Freilandmuseum ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Ab 27. Oktober gelten verkürzte Öffnungszeiten.