Nach dem Saisonabbruch 2019/2020 und der turbulenten Spielzeit 2020/2021, in der 14 von 18 Heimspielen vor einer Geisterkulisse für die Handballer stattfinden mussten, hofft man nun auf eine neue Saison, die so normal wie möglich ablaufen soll – ein Wunschdenken oder realistische Hoffnungen?
Den Sportvereinen wurden die lang ersehnten Zugeständnisse gemacht und wieder Vollauslastung in Aussicht gestellt — vorausgesetzt, die Indikatoren lassen es zu, die Sicherheitsmaßnahmen werden eingehalten und die Hygienekonzepte auch weiterhin so verantwortungsbewusst umgesetzt.
Jetzt wollen die Wölfe wieder den Fokus darauf legen, worauf es im Wolfsrevier letztlich ankommt: den Handball. Und dieses „Kerngeschäft“ verfolgen die Wölfe seit diesem September bereits zur neunten Spielzeit in der 2. Handball-Bundesliga, definitiv eine der stärksten Handball-Ligen der Welt. Die Konkurrenz ist wieder enorm, mit vier Absteigern aus dem Oberhaus und drei Aufsteigern, die es während der Sommerpause ordentlich aufzurüsten verstanden und nun im Haifischbecken 2. Liga neben dem Wolfsrudel mitmischen werden.
Die Wölfe haben sich unterdessen einer ordentlichen Verjüngungskur unterzogen. Ein Schritt, der ganz bewusst stattfinden sollte, der allerdings auch ein gewisses Risiko birgt. Angefangen an der wohl wichtigsten Stellschraube, hat nun seit dieser Saison mit Julian Thomann (29 Jahre) ein junger und ambitionierter Trainer die Geschicke des Wolfsrudels in der Hand. Nicht nur auf der Trainerbank hat sich etwas getan, auch der Kader hat sich verjüngt. Während Eigengewächs Lukas Siegler eine neue Herausforderung in Ferndorf gefunden hatte, Michael Schulz von der Ligakonkurrenz aus Dresden unter Vertrag genommen wurde oder auch der Kapitän der luxemburgischen Nationalmannschaft Tommy Wirtz wieder näher an seiner Heimat Handball spielen wollte, wurden diese Spieler durch aufstrebende Talente ersetzt. Lediglich Felix Jaeger kommt mit Liga-Erfahrung als Neuzugang ins Wolfsrevier. Alle anderen Spieler kommen aus den eigenen Junioren zum Wolfsrudel oder waren in anderen A-Jugend Bundesligamannschaften beschäftigt. Die „jungen Wilden“ sollen nun an das bestehende Gerüst an alt eingesessenen Spielern heranwachsen und sich im Wolfsrevier entwickeln.
Das einhergehende Risiko wird dabei von einer klaren Idee übertrumpft. Der Idee, wieder eine Generation zu entwickeln, die als Einheit agiert und über Jahre hinweg als Mannschaft zusammenwächst. Keine Stars, sondern ein Kollektiv, das funktioniert, sich unterstützt und zusammenhält. Das war die letzten acht Jahre die Philosophie im Wolfsrevier und auf diesen Grundsätzen beruhend soll nun auch die Zukunft gestaltet werden, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben. Niemand hatte vor acht Jahren dem Wolfsrudel zugetraut, dass es diese Liga so lange aufmischen kann.
Christian Graber