Besser hätte man es nicht timen können: Bei wunderbarstem Frühjahrswetter ging die Feierstunde zur Eröffnung der Herzogenstraße/Wilhelmstraße über die Bühne. Die beiden Straßen, die im Grunde den Abschluss der neuen Fußgängerzone Eichhornstraße bilden, sind zwar schon seit geraumer Zeit geöffnet – aber im Winter wollte man nun doch nicht im Freien feiern.
Stadtprominenz war reichlich vertreten und die Freude über den Abschluss der Arbeiten und damit der gesamten Fußgängerzone Eichhornstraße und angrenzender Straßen war allenthalben anzumerken. Oberbürgermeister Christian Schuchardt blickte in seiner Rede auf die Bauarbeiten und das Geschaffene zurück und sparte nicht mit Lob für die Beteiligten. Er erinnerte an die Anfänge, nämlich die Diskussion im Stadtrat 2013 und 2014. Damals befasste man sich damit, wie die Neugestaltung und die Umwandlung von Spiegel- und Eichhornstraße denn aussehen und über die Bühne gehen sollte.
Wer würde sich noch die Tiefgarageneinfahrt in der Eichhornstraße zurück wünschen, so seine rhetorische Frage, mitsamt dem Parksuchverkehr für die 40 Parkplätze in Spiegel- und Eichhornstraße. Durch die Neugestaltung sei es gelungen, die Häuser aus den verschiedensten Jahrzehnten Würzburger Stadtgeschichte mit Mitteln unserer Zeit in einem homogenen Straßenraum zusammenzufassen.
Baureferent Benjamin Schneider wies auf die hohe Komplexität der Baustelle hin, sollten doch schließlich Anwohner und Gewerbetreibende nicht unnötig durch die Baumaßnahme belastet werden. Und was heutzutage kaum noch vorkommt: Die Baumaßnahme Herzogen- und Wilhelmstraße blieb tatsächlich unter dem Strich knapp unter den geplanten 1,6 Millionen Euro, deren Hälfte durch die Städtebauförderung der Regierung übernommen wurde. Und sogar zeitlich blieb man in der Planung: Kurz vor den Adventstagen vergangenen Jahres waren die Bauarbeiten beendet.
Die Herzogenstraße hat sich zur kulinarischen Meile gemausert. | Foto: Uta BöttcherDen Weg von der verkehrsbelasteten Einkaufsstraße zur modernen Fußgängerzone ging Bettina Steinbacher, Inhaberin von Steinbacher Consult noch einmal im Gespräch mit dem UP Magazin nach. Das Augsburger Ingenieurbüro Steinbacher Consult, das seit 60 Jahren für öffentliche Auftraggeber wie Kommunen, Behörden und Zweckverbände, aber auch renommierte Industrieunternehmen tätig ist, hat den städtebaulichen Entwurf für die neue Fußgängerzone samt Nebenstraßen erarbeitet. Ziel war die Schaffung einer Erlebnis- und Einkaufsstraße, aber gleichzeitig auch einer Begegnungsstätte mit hohem Wiedererkennungswert.
Während andere Städte auf Einkaufszentren setzten, entschloss man sich in Würzburg für eine Fußgängerzone, die gleichermaßen zum Flanieren und Einkaufen locken sollte. „Anders als in der Eichhorn- und Spiegelstraße gibt es in Wilhelm- und Herzogenstraße aber einen Materialwechsel“, so Steinbacher. Von den insgesamt 1420 Quadratmetern der Baumaßnahme ist nur die Oberfläche der Wilhelmstraße mit demselben Naturgranit aus dem Bayerwald ausgestattet wie die übrige Fußgängerzone. Die 990 Quadratmeter der Herzogenstraße wurden mit Betonsteinpflaster ausgelegt, der einen Natursteinvorsatz in Art eines Muschelkalks besitzt. „Die Stadt wollte mit dem Materialmix auch Erfahrungen mit einem anderen Material sammeln. Optisch passt der Stein hervorragend, die Haltbarkeit wird sich nun erweisen.“
Wie in der Eichhornstraße auch, wurden die Sitzelemente in der Wilhelmstraße mit einer indirekten Beleuchtung ausgestattet, die sie bei Dunkelheit quasi schweben lässt. Bewusst hat man sich in den Planungen von Steinbacher Consult für Doppelbäume entschieden. Sie sind in einem gemeinsamen Erdreich, wobei ein größerer Lebensraum für die Pflanzen entsteht. Im Herbst werden die amerikanischen Amberbäume mit einem glutroten Blattkleid die Passanten in der Fußgängerzone erfreuen.